Montag, 15. Juli 2013

Ich will (nicht) nach Berlin

Lars Laus und ich kennen uns aus verschiedenen Feierzusammenhängen und treffen uns zufällig auf der Straße. Mein letzter Stand war, dass er mir unter Einfluss diverser Gin Tonics geheimnisvoll verriet, dass er nach Berlin geht. Das wundert mich nicht. Lars Laus ist Musiker, trägt meistens schwarz und arbeitet in einer Bar. Ich mache den Fehler: "Na, ich dachte Du bist schon längst in Berlin!". Schlechter Gesprächseinstieg. Er zieht an seiner Selbstgedrehten und atmet aus: "Äh nein, das sollte nächstes Jahr sein." "Achso, ja klar, so ein Umzug will gut geplant sein" schwäche ich ab und wechsle zu "Na warst Du gestern in der Bar?"

Wir fällen ein paar Sätze dazu, dass die Bar einer der wenigen Orte in München ist, an dem wir uns nicht fehl am Platz fühlen sondern zu Hause. Dass weder Anzug- noch Teurehandtaschen-TrägerInnen dort sind und das Pils billig ist. Wir ergehen uns im Wehklagen über die Unkreativität, die Mietpreise, die wenigen anderen Menschen die so sind wie wir und fühlen uns sehr verbunden. Das ist es, denke ich, was Lars Laus in München hält. Wir können im Glauben an die wahre Heimat (Berlin) die Verbundenheit in der vermeintlichen Fremde (München) spüren.

Und so wird Lars noch jahrelang nach Berlin wollen bis ich ihn eines Tages in einem Auto sehe, fünf Gitarren aufs Dach geschnallt und er winkt mit einem schwarzen Taschentuch als er in die Ferne verschwindet.

Bayern und Planen

Wenn man neu in München ist fällt unter anderem auf, dass der Münchner in der Regel zu spät kommt beziehungsweise nicht pünktlich ist. Mit so genannten preußischen Wurzeln ausgestattet (im Sinne, dass alles nördlich von Nürnberg als Preußen gilt) fiel es mir anfangs schwer, mit einzuplanen, dass Verabredungen eben nicht zur abgemachten Uhrzeit beginnen sondern um diese Uhrzeit herum. Was auch eine Stunde später heißen kann.

Die CSU hat eine Art Wahlprogramm veröffentlicht, heute, ein bisschen später als die Mutterpartei CDU (oder Schwester? in welchem Verwandtschaftsverhältnis stehen die beiden eigentlich?), denn man lässt sich gern Zeit. Enthalten sind additive Forderungen zur Bundestagswahl, weil die Mutter/Schwester (Freud?) nicht das Gleiche will und die CSU sich natürlich nicht gern reinreden lässt. Sie lässt sich auch ungern von den eigenen Parteimitgliedern reinreden und deshalb wurde das ganze Papier streng geheim behandelt. Wer will sich mit langwierigen Delegiertendebatten aufhalten? Das Papier mit den Forderungen zur Bundestagswahl nennt sich offenbar "Bayernplan". Ich verstehe schon, dass mia mia sind und dass Bayern wichtig ist und einfach auch ganz anders als die anderen. Aber es gibt ja noch 15 weitere Bundesländer und die Bundestagswahl soll ja den Bundestag wählen. Aber was rede ich, vielleicht veröffentlicht die CSU ja noch 15 weitere Pläne, die sie ganz geheim in der Schublade hat.