Donnerstag, 26. Januar 2017

Erklär mir mein Leben im Dschungel und außerhalb - irgendwie noch immer Team Gina Lisa

Als wir nach Hause kommen und noch nicht schlafen gehen wollen, nötige ich den Mitseher, dass wir endlich mal Dschungelcamp sehen. Die social media Elite und auch Grimme haben es längst als sehfähiges Format beurteilt, da will ich doch in nichts nachstehen. Naja.

Wir schalten zu als gerade eine Gruppe von mir unbekannten Männern gegenüber den anwesenden zwei Frauen Kader Loth und eine mit Zöpfchen ziemlich giftig ist. Sie wirken bedrohlich, schimpfen und es hat scheinbar mit Zigaretten zu tun. Kurz darauf muss eine Person das Dschungelcamp verlassen (ich bin nicht sattelfest in Spielregeln aber es hat wohl mit ZuschauerInnenanrufen zu tun... - da übrigens nebenbei: auf den Jacken der TeilnehmerInnen stehen Telefonnummern und der Hinweis, dass es aus dem Mobilnetz "viel teurer" ist. An Unspezifik kaum zu überbieten.). Die Verlasserin ist Gina Lisa, die ich das letzte Mal im TV gesehen habe, als sie bei Heidi Klum lernte, wie man sich als angepasstes Meeedchen zu verhalten hat. Ich erinnere mich an eine ziemlich lustige Frau, die herumgrölte und die Autorität von H.K. doch zumindest ansatzweise untergraben konnte. Gefiel mir irgendwie. Sie wirkte selbstbewusst und mutig. Diese selbstbewusste Frau hat man in der Szene, als sie das Camp verlassen musste, kurz gesehen als sie eine Zigarette geraucht hat. Wichtig für das Folgende ist, dass sie beim Verlassen ihr Vertrauen in einen jungen Mann namens 'Honey' äußerte und ihn zum Sprecher ernannte.

Als sie wieder im "normalen" Leben ankommt, trifft sie einen jungen blonden Mann, der offenbar ihr Manager ist und sofort mit ihr eine Form der Manöverkritik übt. Sie habe sich von besagtem 'Honey' (srsly? Ist das heutzutage ein Name...?) hinters Licht führen lassen, damit dieser in ihrem Rampenlicht stehen dürfe und deshalb sei sie nun raus aus dem Camp. Gina Lisa wirkt bedrückt und kleinlaut, stimmt dem "Manager" (auch so ein Beruf...?) zu und sagt "Du hast Recht, es stimmt. Ich ziehe einfach so negative Leute an immer." Ich muss in dem Moment fast weinen, weil Gina Lisa tief verstört und verunsichert wirkt. Ihre eigene Einschätzung von Menschen ist unsicher, sie lässt sich sofort von anderen überzeugen und sucht Erklärungen für das, was ihr widerfährt. Es muss natürlich unklar bleiben, ob sie "Honey" je vertraut hat - das ist Privatfernsehen. Was mich berührt hat, ist die Verunsicherung, die ich von Frauen kenne, die Übergriffe oder tiefe Vertrauensbrüche erlebt haben. Vor allem dann, wenn Übergriffe im Privatraum stattfanden. Wem kann ich noch vertrauen? Wie schätze ich Menschen ein? Warum passiert sowas mir?*

Jetzt gehorcht sie den Ansagen des "Managers", ganz wie es die Meedchen von Heidi Klum tun sollen. Sie vertraut ihrer eigenen Einschätzung nicht und sucht Erklärungen für ihr Leben, die sich auf sie selbst beziehen "Ich ziehe immer negative Menschen an" - heißt übersetzt: Ich bin Schuld an dem, was mir passiert. Diese Schuldgefühle haben auch viele Überlebende von sexualisierter Gewalt. Es scheint dann die einzige Erklärung zu sein. Insbesondere dann, wenn es nicht zu einer strafrechtlichen Verfolgung bzw. Verurteilung kommt. Ich kann diesen Einzelfall nicht beurteilen. Ich bin aber entsetzt über die Ausschlachtung einer offensichtlich tief verunsicherten jungen Frau...

Wir schalten den Fernseher aus.


*Unabhängig davon, ob das was im "Fall Gina Lisa" (oder nennen wir es "Fall Sebastian und Pardis"?) verhandelt wird eine Vergewaltigung war oder Konsens wurde immerhin ein Video von ihr bei sexuellen Handlungen öffentlich gemacht. Das ist ein tiefgehender Vertrauensbruch, der eine Krise nach sich ziehen kann.

Mittwoch, 4. Januar 2017

Sei wie ich!

Lockerroom Talk:
"Ich mag sie zurzeit nicht und sie mich auch nicht. Kennst Du eigentlich einen guten Hundetrainer?"

"Hm. Was soll denn trainiert werden, was ist denn Dein Ziel?"
"Also weißt Du, sie soll sich einfach mehr mit mir identifizieren! Sie ist so eigen! Also sie ist voll gut erzogen, aber eben so eigen. Und ich hätte gern, dass sie sich einfach mehr mit mir identifiziert."
"Naja, ich mag Eigenheit eigentlich..."

"Ja, ich auch, ich liiiiiiieeebe sie dafür. Sie ist halt eine ganz besondere Rasse, die wurden zum Jagen gezüchtet. Und jetzt ist sie einfach immer zu wach... Da muss sie dran arbeiten! Also, dass sie eben mehr so mit uns trottet und so."