Freitag, 12. Dezember 2014

Content matters - vom Inhalt zur Form und bitte zurück

Es ist Adventszeit und ich bin eigentlich in der Stimmung nur noch Plätzchen zu essen und mich einzumummeln. Aber selbst beim Mummeln und Knabbern begegnet mir im Sozialen Netz (sozial sei hier lediglich als Interaktionsform, nicht als Wertung verstanden) die Äußerung einer Autorin der Zeit, der Feminismus sei humorlos. Im gleichen Atemzug werden die Witze der Missy als geschmacklos bezeichnet und einen Absatz später wieder Anne Wiezorek als ebenfalls humorlos und noch dazu feministisch ungebildet dargestellt. Insgesamt wird "den Netzfeministinnen" empfohlen, sich mal wieder mit der Theorie auseinanderzusetzen.

Mich nervt die ein oder andere Form des "Netzfeminismus" auch, mich nerven Artikel, die dem einen oder dem anderen unentwegt Humorlosigkeit vorwerfen (oder den falschen Humor), sogar ich selbst nerve mich hin und wieder. Das kommt vor. Ich finde manche sexistische Witze witzig und trotzdem sexistisch und manche sexistische Witze sexistisch und nervig. Ich finde es aber besonders nervig, anhand von Katzenmemes und dem Cartoon auf der letzten Seite der Missy "dem Feminismus" schlechten Humor vorzuwerfen. Und außerdem geht es doch darum nicht. Es geht weder darum, sich an alten weißen (oder wie auch immer aussehenden) Männern aufzuhängen noch an Frauen, die im "sozialen" Netz gute oder schlechte Hashtags entwickeln.

Die Idee von diesem ganzen Feminismus ist, dass Vielfalt möglich wird, vor allem für diejenigen, die bei den herrschenden Geschlechterverhältnissen schlechter wegkommen. Zu dieser Vielfalt gehören Menstruationscomics, die politische Vertretung von Frauen, von Männern, von denen, die sich nicht kategorisieren wollen und vor allem wird allen mehr Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen und dadurch mehr Handlungsfreiheit ermöglicht. Diese Handlungsfreiheit ist diskriminierungsfrei, d.h. im Idealfall wird niemand angegriffen, weil er oder sie (oder wer auch immer) kein geschlechterkonformes Verhalten an den Tag legt. Stärke und Schwäche werden nicht mehr verurteilt sondern anerkannt. Ich glaub, da ist ziemlich viel Raum für Humor, zumindest fallen mir jede Menge Witze ein. Aber ich mag auch Katzen. Und Plätzchen.