Dieser Beitrag ist nicht lustig. Eine Kollegin schickte mir einen Link zu einem ziemlich guten Kommentar in der Zeit, wo der Autor Robin Detje die fast harmlos-süffisanten Kommentare der "alten Männer" in den nahen Zusammenhang mit antifeministischer Hetze bringt. Ein Zusammenhang, der mir bislang noch nicht so deutlich vor Augen war: Die zunächst harmlosen Hinweise der (in der Tat männlichen) vergleichsweise erfolgreichen Autoren gegen junge feministische (meist weibliche) Autorinnen bereiten den Boden für diejenigen, denen der ganze "Gender-Quatsch" schon lange ein Dorn im Auge ist. Detje weist auf einen Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung von Antonia Baum hin, die die Debatte um die genderneutrale Ansprache von Professx Lann Hornsscheidt in den sozialen Medien aufarbeitet und kommentiert. Neugierig habe auch ich die Kommentare (bei facebook) durchgelesen und Angst bekommen.
Ich habe die antifeministischen Aggressionen, präziser: die Aggressionen gegen Befunde und Veränderungsbemühungen der Geschlechterforschung (Gender-Studies) bislang für kleine Ausreißer nach unten gehalten. Ich dachte, ein paar Menschen, die es einfach noch nicht verstanden haben, verkämpfen sich in patriarchalen Rückzugsgefechten und disqualifzieren sich damit selbst. Liest man die Kommentare auf der facebook-Seite von Ulf Poschardt, Journalist für "Die Welt" stellt sich heraus: es ist eine breite Ebene von Männern und Frauen, die bei einer Andeutung, es gäbe vielleicht mehr als ein binäres (und übrigens patriarchales) Geschlechterverhältnis, bei jedem Verschwimmen der Grenzen zwischen den Männern und den Frauen, in außergewöhnlich aggressiver Weise reagieren. Ich vermute, dass die "Freunde" von Ulf Poschardt nicht alle reaktionäre, uninformierte Hater sind. Ich vermute, sie sind Menschen, mit denen ich vielleicht auch befreundet (im facebook-Sinne) sein könnte. Das erschreckt mich. Und ich danke Frau Baum, dass sie das alles durchgelesen hat. Ich habe nach Kommentar 50 aufgehört.
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