Mittwoch, 4. September 2013

gefühlte Wahlheit

In einer Studie las ich, dass Wählerinnen und Wähler sich nicht nur auf Basis von Sympathiewerten für einen Kandidaten entscheiden, sondern auch auf Basis der Annahme, wen anderen Menschen sympathisch finden. Sympathiewerte sind wechselhaft, sie haben mit Vertrauen zu tun, mit Idealisierung, mit einer Idee, wie die Person sein könnte. Keiner weiß, was unsere angehenden Ministerpräsidenten machen, wenn keiner hinsieht: Sie bohren sicher in der Nase, puhlen in den Zähnen, schimpfen beim Autofahren auf andere Autofahrer "ja Du Depp, Du geseichter" (gut, das kann uns bei Ude, dem passionierten Radler, nicht passieren).

Wenn ich mir mein Privatleben in den vergangenen Jahren ansehe, haben meine Sympathiewerte für die Kandidaten um den Platz an meiner Seite (oder in Beziehung zu mir) selten länger als drei Wochen angehalten. Würde ich mich also auf Basis meiner Sympathiewerte für einen Seehofer oder einen Ude entscheiden, würde ich meine Entscheidung vermutlich schnell bereuen. Also versuche ich einigermaßen objektiv und vielleicht auch an meinen Idealen orientiert zu entscheiden:

Wie will ich in Bayern leben? Wie stelle ich mir die Gesellschaft vor (inklusiv zum Beispiel)? Wie stelle ich mir das Verhältnis von Männern und Frauen, von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, von Migranten und Deutschen vor? Wenn ich mir diese Fragen stelle, ist die Entscheidung leichter und irgendwie mehr an mir orientiert als an gefühlten Sympathien. Vielleicht wäre das auch ein Modell für die zukünftige Wahl anderer Personen...


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