Dienstag, 3. Februar 2015

Lächeln und Schweigen

"Haben Sie Kinder?" fragt der Orthopäde. Ich verneine freundlich. Er blickt auf den Anamnesebogen, dann kritisch auf mich: "Aber Kinder sind schon bald geplant!" Ich überlege, ihm zu erläutern, dass es auch in meinem Alter andere Lebenspläne als Kinder gibt, entscheide dann aber, dass ihn das nichts angeht. Ich schüttele nur den Kopf. "Wissen Sie, dann sollten wir die Operation schon bald machen, wenn Sie Kinder wollen." Ich schweige und versuche, weiterhin freundlich zu lächeln, während ich sage, dass ich in den nächsten Jahren keine Kinder haben werde, die zeitliche Planung der Operation also nicht mit Fortpflanzungswünschen abgestimmt werden müsse.

Er guckt auf meine Füße, dann auf das Röntgenbild, dann auf mich, "ich denke, wir sollten bald operieren, denn wenn der Traumprinz kommt und Sie dann sagen, Sie wollen fünf Kinder und das am besten sofort, dann ist es zeitlich schon schwierig." Wieder überlege ich, ob ich ihn über meinen Beziehungsstatus aufklären soll, ob ich sagen soll, was ich von Männern im Traum halte oder auch, dass ich dem Grunde nach nur ungern etwas mit einem Prinzen anfangen möchte, verlege mich aber auf Lächeln und Schweigen, denn das bringt Prinzessinnen ja auch weiter.

Zu Hause beiße ich in einen Apfel und lege mich in meinen gläsernen Sarg. 

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