Ich bin im Baumarkt und will keine Bohrmaschine kaufen sondern Dübel. Ich kann nicht besonders gut bohren, meistens sind die Versuche in bröseligen Wänden oder auf Stahlträgern geendet. Alles was handwerklich ist, habe ich bislang entweder vertrauensvoll in die Hände eines männlichen Artgenossen gelegt oder so lange verschoben, bis ich umgezogen bin. Seit zwei Monaten wohne ich allein und in meiner neuen Wohnung ist Einiges zu tun, nicht zuletzt wünsche ich mir in meinem lichtdurchfluteten Mauseloch ein klein wenig Privatsphäre.
Im Baumarkt ist eine Aktionsfläche mit Bohrmaschinen eines der bekannteren Hersteller. Ich schleiche herum und finde Gefallen an einem Mini-Akkuschrauber. Der Verkäufer spricht mich an. Ich will fliehen. Doch schneller als erwartet bohren wir gemeinsam Löcher in Granit und unterhalten uns über die Anbringung von Jalousien. "Ist das geil" rufe ich, als ich ein ordnungsgemäßes Achter-Loch in den Granit hämmere. "Ja! Das ist geil!" ruft er "Und Sie werden mit diesem Gerät mit der linken Hand ein Sechser- ach was sag ich, ein Achter-Loch in ihre Decke bohren. Ganz lässig!" Lässig schiebe ich das begeisterungswürdig leichte und elegante Gerät in meinen Hosenbund oder tue zumindest so und posiere dann noch ein bisschen wie Bond. Der Verkäufer freut sich (ich bin kurz versucht, ihn zu umarmen) und ich freue mich, als ich mit meinem Köfferchen zur Kasse schlendere.
Zu Hause bohre ich mit links meine Rollokonstruktion an, bringe die Arbeitsplatte in der Küche an und eine Garderobe. Ich fühle mich allmächtig mit meiner neuen Bohrmaschine. Völlig eigenständig und so, als müsse ich nie wieder einen Mann um einen Gefallen bitten. Feminismus kann man manchmal kaufen.
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