Ich gehöre zur glücklichen Generation, die seinerzeit noch ohne Studiengebühren studieren durfte. Klar, es gab einen Semesterbeitrag, der auch mitunter ein kleines Loch gerissen hat, aber mit zwei Extraschichten in der Bar war das wieder drin. Mein Studium war nach Schelsky zwar nicht von Einsamkeit aber von sehr viel Freiheit geprägt, die ich dringend gebraucht habe. Direkt nach dem stickigen Mief eines rechtsliberalen Elternhauses konnte ich frei atmen und habe einige Umwege genommen. Ich habe verschiedene Fächer studiert, bis ich das was heute tue gefunden habe - eine Berufung oder so ähnlich. Von Anfang an brotlos - aber irgendwie ernähre ich mich ja offenbar doch. Heute habe ich das zweifelhafte Vergnügen mitunter mit Studierenden zu arbeiten. Einerseits treibt es mir den Schweiß der Bewunderung auf die Stirn wie zielstrebig und ehrgeizig auch die abseitigsten Archäologinnen sind, gleichwohl frage ich mich bei der ständigen Frage nach Creditpoints auch, ob es hier noch um Bildungsideale im breiteren Sinne geht. Das alles klingt, als wäre ich schon eine tatterige Oma, aber ich wünsche mir weniger Verzweckung der Jugend. Ein Abschied von den Studiengebühren wäre ein erster Schritt und dringend notwendig - wurde aber im Sinne des Koalitionsfriedens gekippt. Damit wird eine komplette Generation wurde mit diesem Experiment um ein wichtiges Stück Freiheit und Gleichstellung gebracht.
Dass Herr Seehofer angesichts dieses Verlustes ohne mit der Wimper zu zucken so tut, als sei er schon immer dagegen gewesen - nun aber einknickt, ist auch deshalb unverständlich, weil er als Arbeiterkind wissen müsste, was es bedeutet, wenn man sich ein Studium nicht leisten kann.
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