In meiner, zugegeben selektiven, Filterblase findet sich feministischer Inhalt in zahlreicher und vor allem digitaler Form. Ich lese Gepostetes, Gezwitschertes, Verlinktes. In letzter Zeit fanden sich in diesem Rauschen immer wieder ähnliche Begriffe, Wortlaute und Stürme, die sich gegen Gewalt gegen Frauen wenden. es ging um verbale Gewalt, um Hassmails, um Bedrohungen, um Androhung von Vergewaltigung. All das, weil Frauen Meinungen geäußert haben (auch nicht immer sachlich, aber nie bedrohlich). Vergewaltigung oder sexualisierte Gewalt war das Thema, das täglich mehr als einmal meinen Bildschirm bevölkerte. Rape Culture, Date Rape und Gegenmaßnahmen waren präsent.
Sie waren so präsent, dass es mich genervt hat.
Es hat mich so sehr genervt, dass ich hin und wieder dachte: Herrjeh, es gibt doch noch andere Themen.
Gibt es vielleicht.
Für diejenigen, die von sexualisierter Gewalt betroffen sind oder waren, gibt es das ganz oft nicht. Die Betroffenen sind sehr oft Frauen, um nicht zu sagen, fast immer.
Ich hatte als Frau durch die Omnipräsenz des Rape-Themas deshalb auch das Gefühl, permanent bedroht zu sein. Die Thematisierung hat mich nicht solidarisiert sondern von denen entfernt, die sich bedroht fühlen, die bedroht werden, die viktimisiert wurden. Genau das wollen die erreichen, die feministische Kritik ersticken wollen, in dem sie den Frauen androhen, sie zu vergewaltigen oder sonstige gewaltlastigen Anspielungen machen. Sie wollen die Frauen entsolidarisieren und zum Schweigen bringen. Genau deshalb muss das Thema präsent bleiben, Gegenwehr gegen sexualisierte Gewalt funktioniert nur dann, wenn sie öffentlich gemacht wird.
Antifeministische Parolen haben viel Platz in einem Netz, in dem jeder (fast) alles schreiben darf. Sie zeigen die Zerbrechlichkeit der hierarchischen Zweigeschlechtlichkeit und die Bedrohung, die davon ausgeht, die Geschlechterverhältnisse zu hinterfragen. Das Patriarchat verteidigt sich und es entsteht der Eindruck, es gäbe ganze Kommandos von Personen, die tagtäglich aggressiv jeden Text kommentieren, der im entferntesten mit Feminismus zu tun haben könnte (der übrigens an allem Schuld ist - schön wär's). Vielleicht gibt es diese Kommandos. Es gibt aber eine breite Basis von denen, die sich den Mund nicht verbieten lassen, das Schreiben, Zwitschern, Posten und Texten auch nicht. Und solange es dabei nur um Gewalt geht, wird diese Basis die Gewalt thematisieren. Ob es mich nervt oder nicht.
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