Beim Aufräumen finde ich Super-8-Filme, die ich in den 90er Jahren als Teil einer Retrowelle gedreht habe. Die Menschen auf den Bildern essen Eis, reiten Elefanten, lachen unbeholfen, duschen und trinken Bier. Fast willkürliche Ausschnitte dieses Lebens, auf ein paar Sekunden bin ich auch zu sehen, sorglos, auch wenn ich das nicht war, nie war. Sehr hübsch finde ich mich da und weiß, wie ich mich damals gehasst habe.
Analoges Leben sagt man heute, wenn man das IPhone ausschaltet, digitales Detox, wenn auch das Internet weg ist. Bilder können heute ganz schnell gemacht werden, schnell angeschaut und schnell gelöscht. Die Kontrolle über das eigene Bild ist größer geworden und kleiner: was einmal auf facebook ist, wird für immer da sein. Die Menschen auf den Filmstreifen sind auch immer da, ohne Projektor, wenn man ganz genau hinguckt, waren sie die ganze Zeit im Schrank. Wenn der Film durchbrennt, sind sie weg.
Das analoge Leben scheint als Desiderat, als Ideal: ganz unbehelligt von digitalen Nuisancen würde man endlich zur Ruhe kommen. Aber was bringt mir das?
Ich lebe dann analog und habe immernoch nicht diese schönen unbeholfenen, verschwommenen und abgehackten Schnipsel aus diesem Leben, aus dem analogen Leben auf Super 8. Wenn ich ein analoges Leben will, dann genau das.
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